* 1948 in New York, US, lebt und arbeitet in Berlin
Adrian Piper kann als Konzeptkünstlerin beschrieben werden, die konventionelle Bestimmungen regelbasierter Subjektivität sowie die Politik und Sprache von Repräsentation erforscht.
Everything #5.1 besteht aus einem Ausschnitt aus einer Wand in Form eines Grabsteines. Die so entstandene Höhlung wird von einer Plexiglasscheibe bedeckt, auf der zu lesen steht: „Everything Will Be Taken Away“. Es handelt sich dabei um eine verkürzte Zeile von Alexander Solschenizyn („Nimmt man einem Menschen alles, hat man seine Macht über ihn verloren. Er ist frei.“). In der Aussage tritt das zutage, was als negatives Verständnis von Freiheit bezeichnet wird, ein Äquivalent des Zustands, in dem man „nichts mehr zu verlieren“ hat – jene Freiheit, die entsteht, wenn die Last der Zeichen, der Kennzeichnungen und Etiketten aufgehoben worden ist.
Getreu ihrem Fokus auf die Benennung und die Bestimmung (beziehungsweise Auflösung) nominaler Konventionen entstand die Serie von Projektionen rot-weißer Zugangsverbotsschilder, die Piper in Sackgassen angebracht hat und die mit dem Wort „HOWDY“ versehen sind. Die Schilder, die uns begrüßen und zugleich den Zugang verwehren, stellen einen offensichtlichen Widerspruch dar. Der umgangssprachliche Ausdruck „howdy“, eine Grußformel (kurz für „How do you do?“), die aus den Südstaaten der USA stammt, zeigt Pipers Interesse an der Verwirklichung des Selbst innerhalb und außerhalb der gesellschaftlichen Bindungen. Wird die Grußformel hier als eine Art Schutz, als höfliche Vereitelung oder gar als bürokratische Opposition verwendet? Die Arbeit konfrontiert uns mit dem Doublebind, dem wir uns ausgesetzt sehen, wo immer wir etwas betrachten, wann immer wir etwas ausstellen und wann immer wir beobachtet werden.
Werkliste
Everything #5.1, 2004
Plexiglas-Wandeinsatz mit Blattgoldtext
Sammlung Adrian Piper Research Archive Foundation Berlin
© APRA Foundation Berlin
Installationsansicht von Everything #5.1, 2004, © APRA Foundation Berlin, Foto: Timo Ohler
Installationsansicht von Everything #5.1, 2004, © APRA Foundation Berlin, Foto: Timo Ohler
Howdy #6 [Second Series], 2015
An der Decke befestigte Projektion auf einer geschlossenen Tür am Ende eines verdunkelten Korridors
Produziert von Berlin Biennale for Contemporary Art
Sammlung Adrian Piper Research Archive Foundation Berlin
© APRA Foundation Berlin