TELFAR

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Installationsansicht von "TELFAR: RETROSPECTIVE", 2016, Courtesy Frank Benson, Asger Carlsen, TELFAR und "PERSONAL UNIFORMS", 2016, Foto: Timo Ohler

Gegründet 2003 in Ne w York
Telfar Clemens * 1985 in New York, US, lebt und arbeitet in New York, US

Butch/Femme, Avantgarde/H&M, Underground/Mainstream – der liberianisch-amerikanische Modedesigner Telfar Clemens bedient alle möglichen stilistischen Antagonismen und bricht so mit Konventionen der Mode durch eine Ästhetik, die er als „simplex“ bezeichnet (simpel + komplex). Wenn es das Maß aller Mode ist, zukünftiges zu schaffen, so besteht TELFARs größte Leistung in über zehn Jahren in diesem Geschäft wohl darin, dass es der Modeindustrie noch immer nicht gelungen ist, ihn sich einzuverleiben.
TELFARs Rezeption als Marke ist untrennbar mit dem Individuum Telfar Clemens verbunden. Zunehmend taucht er in seinen eigenen Werbekampagnen auf und positioniert sich dabei irgendwo zwischen Maskottchen und Lockvogel.
Seine körperliche Präsenz und seine Biografie bilden die DNA seiner Marke. Auf den hier gezeigten Bildern, die von Asger Carlsen fotografiert wurden, versammeln sich zwanzig Mitglieder der TELFAR-Familie, um seine Kleidungsstücke vorzuführen. Ihr gemeinsamer Genpool wird zu einer Erzähltechnik, die im wörtlichsten Sinn seine Herkunft  verkörpert.
In der Akademie der Künste erweitert TELFAR dieses Konzept um die Ästhetik der Verkaufspräsentation. Er hat zusammen mit dem deutschen Mannequin-Hersteller Penther Forms Mannequins unterschiedlichster Geschlechter- und Körpertypen produziert – angefertigt von dem Künstler Frank Benson – die ihm alle ähnlich sehen. Die Bilder wie die Schaufensterpuppen präsentieren eine Auswahl von dreizehn Kleidungsstücken von 2005 bis heute, die sich mit der Form des T-Shirts auseinandersetzen und zugleich Telfars zutiefst zwiespältige Haltung dem Luxus gegenüber zur Geltung bringen.
Individualität ist ein weiterer Kernwiderspruch der Marke TELFAR. Daher hat der Modedesigner für die 9. Berlin Biennale auch die Uniformen entworfen, die von den Aufsichten in der Ausstellung getragen werden. Das Ensemble besteht aus einem Pseudo-Polohemd, TELFARs basic jeans, und seinem schon Kult gewordenen basic shoe, einem Unisex-Ballettschuh mit Turnschuhsohle. Auf dem Rücken der Polohemden prangt das Wort „PERSONAL“ – ein Wortspiel aus dem englischen Begriff für Privatsphäre und dem deutschen Begriff für Angestellte. TELFAR hat ebenfalls eine Uniform für die Besucherinnen und Besucher entworfen: Ein T-Shirt, das sich an das Design des Polohemds anlehnt, und einen Stoffbeutel, der wiederum auf dem T-Shirt basiert.
Beide sind mit dem deutschen Wort „PUBLIKUM“ versehen. Sie sind erhältlich im TELFAR Pop-up-Store in der Akademie der Künste. Ausgewählte Artikel kann man außerdem am Ticket Counter der KW Institute for Contemporary Art erwerben.

Werkliste

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Installationsansicht von TELFAR: RETROSPECTIVE, 2016, Courtesy Frank Benson, Asger Carlsen, TELFAR und PERSONAL UNIFORMS, 2016, Foto: Timo Ohler
TELFAR: RETROSPECTIVE, 2016

Installation in der Akademie der Künste und in den KW Institute for Contemporary Art
TELFAR FAMILY PORTRAIT Fotoserie Asger Carlsen
TELFAR FORMES Mannequin-Porträtkopf von TELFAR Frank Benson
Courtesy Frank Benson, Asger Carlsen, TELFAR
Im Auftrag und produziert von Berlin Biennale for Contemporary Art
Dank an Penther Formes Group, Root Studios, Avena Gallagher

PERSONAL UNIFORMS, 2016

Guard- und Besucheruniformen für die 9. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

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Installationsansicht von PERSONAL UNIFORMS, 2016, Foto: Timo Ohler