Hostile Takeover
Mit Turnschuhen werden Revolutionen angezettelt, Eigentumswohnungen versprechen Freiheit und die „Sharing Economy“ ist zu einem Mittel des Aufstands geworden. Während es ein altbekanntes Phänomen ist, dass die Erfüllung jeglicher Wünsche auf die Märkte projiziert wird, ist das Schrumpfen der kollektiven politischen Idee zu immer begrenzteren, individualisierteren und personalisierteren Einheiten neu. Für Hostile Takeover hat Sarah Lookofsky eine Reihe bekannter DenkerInnen, politischer AkteurInnen und KulturproduzentInnen gefragt, die geschickte Aneignung linker, oppositioneller und utopischer Ideen durch die Unternehmenskultur und die dadurch hervorgerufenen analytischen Folgerungen, politischen Konsequenzen sowie ihren künstlerischen Nachhall zu untersuchen.
Unbehagen im Trend
Natasha Stagg zeichnet Mikrotrends bis zu deren überraschendem Ende nach. Ein Mikrotrend hält nicht lange genug, um als echter Trend erkannt zu werden. Er verglüht, weil er zu hell und zu schnell auflodert. Trotzdem können Mikrotrends größere Trends auslösen. Etwas, das zu aufdringlich, zu offensichtlich ist, um in Mode zu kommen, kann später als Relikt einer Zeit rekontextualisiert und letztendlich als zeittypisches Phänomen gedeutet werden. Tatsächlich handelt es sich um ein Phänomen, das die Industrie der Trendvorhersage, Mode und Kunst durchdringt und dabei selbst im Trend liegt. Trends liegen im Trend. Langweilig, oder?
Geopolitik der Überwinterung
Wie können wir uns eine Welt vorstellen, in der das Klima sich rasant verändert, die Geschichte hingegen nur langsam fortschreitet? Mag sein, dass Überwinterungsfantasien andauern. Wenn die Temperaturen steigen, werden wir mit Mobiltelefon und Latte macchiato in unseren klimatisierten Bunkern leben. Natürlich ist die Alternativoption nicht ohne Komplikationen. Auf eine Produktionsweise umzustellen, die ohne Kohlenstoffemissionen auskommt, wird alles andere als harmonisch und unproblematisch sein. Es könnte den geopolitischen Niedergang von Staaten einleiten, deren Bedeutung von fossilen Brennstoffen abhängt. McKenzie Wark reflektiert über die gegenwärtigen Klimakriege, die über uns hinwegtoben.
Harry und Sally
Sphären, die einst als privat galten, sind im sogenannten „Zeitalter des Zugangs“ zu Grauzonen der öffentlich/privaten Kapitalgewinnung geworden. Bezugnehmend auf eine Studie aus den 1970er-Jahren von Rem Koolhaas über die Mauer als Architektur sowie die aktuellen Veränderungen in Berlins Wohnpolitik, spiegelt dieses Gespräch zwischen dem Kollektiv åyr, Rem Koolhaas und Hans Ulrich Obrist die Macht immaterieller Mauern im digitalen Zeitalter wider, indem sie ihre noch immer anhaltende Mehrdeutigkeit als Instrument der Spaltung und des Ausschlusses betrachtet – dies bestimmt auch das Wohnen und die Kommunikation.